Herz der Finsternis
- rbr0303
- 28. Feb.
- 2 Min. Lesezeit

12.10.2024
Samstag. Ich kann die Wochenenden zählen bis der neue Lebensabschnitt beginnt. Und ich arbeite - bisher mental daran, wie ich ihn gestalten werde. Erstmal verreisen, erst den Blog etablieren? Das wird sich zeigen.
Letzt Woche oder war es die Woche davor, beendete ich den kurzen Roman „Herz der Finsternis“, „Heart of Darkness“, wie er im Original heißt. Joseph Conrad schrieb ihn lange nach seiner Reise in den Kongo. Während ich fasziniert bin von Flüssen, mir in meiner Naivität vorstelle, den Kongo mit dem Kajak zu befahren - dazu fehlte mir der Mut, wenn ich an die gefährliche Fauna mit Flusspferden, Krokodilen und all den anderen Raubtieren, gefährliche Insekten, die Malaria und welche Tropenkrankheiten auch immer übertragen, denke - oder auf einem Schiff zu bereisen, schildert Conrad seine Erfahrungen im düsteren Licht der Hochzeit des Kolonialismus, während der die belgische Krone den Kongo und die indigene Bevölkerung - folgt man den Berichten im Internet und liest man Conrads Roman und seine Reiseberichte - mit brutaler Härte ausgebeutet hat. Wie viele Jahre ist es her, dass ich den Film „Apocalype Now“ das erste Mal im Kino gesehen habe, vielleicht 45? Und erst dieses Jahr wurde mir bewusst, wie viele Elemente Coppola der Romanvorlage schuldet.
Es lohnt sich das Nachwort der Reklamausgabe zu lesen. Es zeichnet das Leben von Conrad nach, die Verwundungen der Kongoreise, die zeitlebens nicht heilen wollten. Das Schreiben des Romans mag ihn soweit therapiert haben, dass ihn vordergründig die angegriffene Gesundheit dahinraffte, besonders alt ist er nicht geworden.
Im Roman ist die überbordende Natur und die Kultur der seit Tausenden von Jahren dort ansässigen Bevölkerung nur bedrohliche Kulisse, kein einziges Mal staunt das Alter Ego Conrads oder des Ich-Erzählers über Schönheit und Wunder von Flora und Fauna genauso wie heute in Reiseberichten die Gefahren und die Grausamkeit der Natur, als Konsequenz daraus, überleben zu wollen, ausgeblendet werden.
So stellt der Roman die Frage, was macht den Menschen grausam - Gier nach Geld und Ruhm ist nicht die einzige Antwort und wie bewahrt der Mensch in einer verdorbenen Welt humanistische Werte, die seine Handlungen leiten. Conrad bettet den Horror in verschiedene Rahmenhandlungen und deutet so an, über welche Gestänge wir damit verbunden sind, wie Verdrängungsstrategien funktionieren. Und doch musste Conrad die Geschichte erzählen. Unbedingt lesen!


