top of page

Die Reise unserer Gene

  • rbr0303
  • 28. Feb.
  • 2 Min. Lesezeit

ree

29.06.2024


Und wieder ist ein Samstag vorüber. Ich habe den Rasen gemäht, also etwas Sinnvolles getan. Es war schwül und heiß draußen, sodass ich auf das Laufen oder die Fahrradtour verzichtet habe. Vielleicht war ich auch nur zu faul, mich nach dem Rasenmähen und den Übungen heute Morgen noch einmal zu bewegen.


Leider wache ich am Wochenende immer zu früh und immer müde auf. Meistens lese ich dann einige Zeilen in einem Buch, um wieder einschlafen zu können, wie auch heute Morgen.

Ich beendete die Lektüre des Buches „Die Reise unserer Gene“ mit dem Untertitel „Eine Geschichte über uns und unsere Vorfahren“. Der Archäogenetiker Johannes Krause zeichnet darin den Weg unserer Vorfahren von Afrika nach Europa anhand von DNA-Analysen aus Gebeinen nach. Wissenschaftsgläubig wie ich bin, vertraue ich den Ausführungen des renommierten Professors. Kulturen, die ihre Toten nicht vergruben sondern verbrannten, hinterlassen Lücken im Verständnis der Wanderungsbewegungen aus Sicht der Archäogenetiker.


Krause beschreibt auch die Reise einiger wichtiger Geiseln der Menschheit, wie den Pestbakterien, den Tuberkulosebakterien, des Typhus und der Syphilis.


Autor und Co-Autor, der Journalist Thomas Trappe, schreiben unprätentiös und schnörkellos. Da werden auch konkurrierende Thesen nebeneinander gestellt mit dem Hinweis, dass man nicht weiß, welche stimmt, man eventuell mehr Daten braucht. Ein Laie wie ich kann den Ausführungen leicht folgen. Auf Fachsprache wird verzichtet.


Die Autoren verschweigen auch nicht, wie die nationalsozialistische Ideologie des dritten Reiches die neue Wissenschaft belastet. Was mit dem Humangenomprojekt von 1990 bis 2003 begann und mit der Entschlüsselung von 92% der menschlichen DNA endete, führte zu völlig neuen Forschungszweigen wie auch der Archäogenetik. Die Schwierigkeit lag darin, aus DNA Fragmenten, meist Knochen oder Blut aus Zähnen, die DNA der Verstorbenen zu extrahieren, diese zu systematisieren und daraus Stammbäume zu erstellen und Verwandschaftsbeziehungen über Tausende von Jahren abzuleiten.


Die große Leistung, die Ergebnisse dieser komplizierten Forschung in einfache Worte zu packen und in spannende Geschichten zu weben, verdient ein besonderes Lob. Auch heute Morgen war ich nach dem Lesen der ersten Sätze schnell hellwach, obwohl das in diesem Moment gerade nicht das Ziel war. Wenn die Bewegung der Erkenntnis zum Opfer fällt, will ich mir das gerne verzeihen. Ob ich aufs Meer, ins Weltall schaue oder mir den Weg meiner Ahnen vor Augen führe, es tut gut, der eigenen Kleingeistigkeit für einige Stunden zu entfliehen.

Teilen Sie Ihre Gedanken mit uns

© 2024 The Essay Collective. Alle Rechte vorbehalten.

bottom of page