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Triest, 29.08.202

  • rbr0303
  • 3. Sept.
  • 1 Min. Lesezeit
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Triest, 29.08.2025


Da steht Apollo im dunklen Gewölbe des Castellos,

zeugungsunfähig,

unauffällig,

wie vergessen neben Statuen, Torsos, Grabsteinen, Mosaiken antiker Zeiten,

so viele mythisch unbeschwert,

Nachbildungen einst bedeutender Menschen,

in Stein verewigte Geschichte,

dem völligen Vergessen für einen unbedeutenden Augenblick entrissen?


Von den Türmen des Castellos schweift heute der Blick

über die Hafenbucht von Triest,

Schiffe,

die unendliche Weite des Meeres,

über die Stadt hinauf in die bewaldeten Berge,

entlang der Klippen,

bleibt kurz haften am Schloss Miramar,

um sich in den Wolken des Himmels zu verlieren.


Ein Museum im Hauptgebäude des Castellos

beherbergt Waffen aus mehreren hundert Jahren,

Lanzen, Schwerter, Degen, Florette, Gewehre, Pistolen,

an welchen im umkämpften Triest Blut klebte,

welche Leben genommen haben,

war nicht zu erkennen.

Im verschwenderischen Reichtum,

geborgen in den Innereien des Gebäudes,

im unschuldigen Blick von den Türmen,

erfährt das Castello Bedeutung,

die es militärisch nie hatte.


Unter der Festungsmauer liegen

Jahrtausende alte Überbleibsel des Forum Romanums.

In der Kathedrale, erbaut im 14.Jahrhundert, die Kuppel des Altars

ausgekleidet mit im Kerzenlicht prächtig glänzenden Mosaikbildern

mag das gläubige Herz in Demut erschauern,

die Seele des ein oder anderen vor Wut erbeben lassen

oder freudig beleben,

Das Gemüt der meisten Betrachter nach dem mühsamen,

Schweiß treibenden Aufstieg unberührt vielleicht

ans nächste Kaltgetränk denken lassen,

wer weiß, vielleicht eher an das Foto,

an die hoffentlich damit erregte Aufmerksamkeit.


Am Abend, wenn die Sonne im Meer versinkt,

die Funken des Gasherds aufblitzen,

Apollo, Aphrodite, in Stein gemeißelt

oder in Fleisch und Blut,

oder das Mosaik die Flamme entzündet,

vielleicht nur einmal in einhundert Jahren,

die Seele sich weitet,

die Pfanne sich langsam erwärmt.

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