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Teneriffa Süd, 29.09.2025 - Wärme im Herzen

  • rbr0303
  • 30. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Okt.

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Teneriffa Süd, 29.09.2025 - Wärme im Herzen


Wer sind

all diese Menschen in der klimatisierten Abflughalle,

so viele Gemüter, ein babylonisches Sprachengewirr,

die einen heiter, die andern genervt,

einige in Eile, viele gleichmütig, friedlich vereint,

geh’n sie nach der Sicherheitskontrolle

überwacht von Kameras und Security

menschlichen Bedürfnissen nach,

lachen, schwatzen, kaufen ein, laufen herum,

sitzen auf den harten Schalen, warten, dösen, schauen

den Kopf gesenkt, die Schultern rund aufs Smartphone,

tippen auf dem kleinen Bildschirm herum,

das sieht komisch aus nüchtern betrachtet,

„Das Leben kann so manchmal einfach sein.“


Die meisten sind auf dem Weg zurück.

Wohin? Steht auf den großen Bildschirmen,

die überall hängen,

nur nicht da und dann,

wenn man sie selber braucht,

Sind sie dort zu Hause?

Fliegen sie gerne in die ihnen bekannte Stadt zurück?

Was erwartet sie dort?

Sind sie glücklich nach dem Urlaub im warmen Süden?

Die Gesichtern verraten es nicht.

Was nehmen sie mit?


Die meisten,

noch sommerlich gekleidet,

fliegen in den kalten Norden, den Herbst, den Winter.

die Bräune wird schnell verblassen,

was ist sie dort wert?

Ein Like, hundert, hunderttausend und mehr

für den Bruchteil einer Sekunde?

Die Wärme nicht ankommt im Herzen.


Schon wieder Verspätung des Fluges nach Stuttgart,

Das wird für die letze Bahn nicht reichen.

Also ein Taxi zum zehnfachen Preis, wenn’ s reicht.

In der Brust wird es heiß,

Der Versuchung zu fluchen,

kann ich kaum widerstehen.


Ich zücke Epiktets Handbüchlein der Moral und lese.

„Ärger meiden, Haltung bewahren.

Ich will [grad nicht] baden

[,… aber] meine sittlichen Grundsätze

in Übereinstimmung mit der Natur bewahren.

Ich werde sie nicht bewahren,

wenn ich mich über solche Vorkommnisse aufrege.“

Epiktet! Welch ein Glück!

Die gelebte Praxis wirkt,

kühlt das Gemüt

und wärmt dann ein bisschen das Herz.


Hinter mir höre ich einen jungen Mann,

er redet schnell ohne Pause

über Details der Reise am Zielort vielleicht,

er findet kein Ende,

immer das Gleiche mit noch mehr Details,

die innere Stimme nach außen gekehrt,

ihm zugeneigt zwei ältere Menschen

mit Wärme im Herzen

so stell‘ ich‘s mir vor.


Der Start geglückt,

wir schweben über den Wolken,

eine kleine Schicksalsgemeinschaft

zwischen Start und Landung

in den Händen der Crew,

trägt uns der Odem der Götter,

so kalt, so lebensfeindlich da draußen er ist.


Wir atmen die warme Luft in der Kabine,

als hätten wir sie mitgenommen

von der Insel im Süden,

inmitten des heut’ grenzenlos schimmernden Blaus.

Doch diese Wärme ist künstlich,

die Luft, die wir atmen,

aufbereitet für unser Wohlergehen und Wohlbefinden,

selbstverständlich.


Insekten erwecken den Eindruck

erratisch ihr Ziel nur zu finden.

Greifvögel im Himmel mit den Augen die Beute erfassen,

stürzen zielsicher darauf herab,

in der Hoffnung,

dass sich das Tier nicht bewegt,

die Landung der Fehlschlag.

Unser Flug ist vorab geplant,

von Lotsen überwacht,

vorab kühl berechnet,

die Landung das Ziel.

Wärme im Herzen

kann uns dabei nicht retten.


Ich sitze in der harten Schale,

Dann im gepolsterten Sitz

und tippe die Zeilen auf das harte Glas,

der Kopf gesenkt, der Rücken rund,

die Gedanken erscheinen, weiß auf schwarz.

Das sieht komisch aus nüchtern betrachtet

und wärmt doch leise das Herz.

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