Sète - Espace Georges Brassens
- rbr0303
- 8. Juni
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Sète - Espace Georges Brassens
Als Georges Brassens im Oktober 1921 geboren wurde, schrieb sich die Stadt offiziell noch Cette. Sète erbaute für den berühmten Sohn eigens ein Museum. Ich habe es am 07.06.2025 besucht. Die Kunst von Georges Brassens war mir vor der Reise in die Hafenstadt an der Mittelmeerküste unbekannt. Dass Brassens einer der großen französischen Chansonniers der goldenen Ära war, wusste ich, vielleicht aus dem Französischunterricht in der Schule, ich bin mir nicht sicher.
Gedichte haben es schwer, im öffentlichen Bewusstsein Wurzeln zu schlagen. Ohne die Symbiose mit der Musik wären Brassens Worte ungehört verhallt, er brach das Collège ab, besuchte keine Universität, frequentierte in seiner Jugend keine intellektuellen Kreise, als Arbeiterkind wären seine Verse, ohne Kontakte in die Literaturszene, unentdeckt in der Toilettenspülung gelandet.
Ich erfuhr im Museum, dass er sich durch einen Lehrer der Poesie geöffnet, dass der ihn ermutigt hätte, an den Gedichten zu arbeiten, wie viel Zeit er verwendete, um die großen Dichter zu studieren und dass das Wort gegenüber der musikalischen Ausgestaltung des Chansons immer im Vordergrund stehen sollte.
Und doch, ohne den musikalischen Vortrag hätten die Worte niemals den Weg in Herz und Hirn des Publikums gefunden.
Träumen Androiden von elektrischen Schafen? Rick Deckard wünscht sich im gleichnamigen Roman nichts sehnlicher als ein lebendes Tier zu besitzen, es zu füttern, sich darum zu kümmern. Ausgebüxte Androiden lassen die Dollars in seinen Augen aufleuchten, mit den zu erwartenden Kopfgeldprämien sieht er sich seinem Ziel näher kommen. Brassens liebte Katzen. Auf einem Foto liegt eine seiner Siamkatzen auf dem Schreibtisch, dichtend und komponierend. Was trieb Brassens an? Das Spiel mit Worten?
Wer oder was auch immer die Liebe zur Poesie in ihm geweckt hat, sie hat ihn gerettet oder war es doch der Erfolg, selbst wenn der sich nur leise angeschlichen hat?
Eine kleine Wanderung führte mich vom Museum auf den Mont Saint-Clair in den Forêt des Pierres Blanches. Von dort überblickte ich den Étang de Thau, die endlose Weite des blauen Mittelmeeres und den schmalen Küstenstreifen dazwischen. Unterhalb des Museums liegt Georges Brassens auf dem Cimetière du Py neben seiner Schwester in der familiären Ruhestätte begraben.


