Herbstmelancholie
- rbr0303
- 8. Okt.
- 1 Min. Lesezeit

Herbstmelancholie
Denkst Du ans Fallen in der Nacht,
dann bist Du um den Schlaf gebracht.
Wer im Herbst des Lebens ankommt,
sollte dankbar sein,
Auch wenn des Lebens Qual
kein Ende nimmt?
Wurmige und faule Äpfel
fallen vom Baum,
noch ehe die Blätter welken.
Auf‘s Fruchtfleisch
legt der Baum keinen Wert,
nur der Kern bewahrt
Leben und Streben.
Regen und Sturmwind peitscht
durch Fluren, Felder und Gassen,
rüttelt am Fenster
und uns doch nicht auf,
rasiert Bäume und Sträucher,
zurück bleiben trostlose Skelette.
Wir ruhten uns aus,
mussten nicht raus,
es sei denn,
der Baum fiel aufs Haus.
Endlich
Zeit zum Schreiben und Lesen?
Der Tee steht duftend bereit.
Vielleicht oder mitnichten.
Wir legen verlegen
Buch und Stift aus der Hand.
Die Zeit keine Jahreszeit kennt,
nicht im Süden und auch nicht im Norden,
nicht im Norden und auch nicht im Süden.
Sie rast dahin immer schneller
und wir sind allzeit bereit,
die Zeit, sie drängt,
blind und taub.
Die Erde ist rund, oval,
eine unförmige Kartoffel zum Essen,
verdammt zu verglühen
im eiskalten Winter,
auf dass die Qual ein Ende nimmt.
Das leblose Laub liegt
rot, goldgelb und braun,
wunderschön anzuschaun
in der Dämmerung des Morgens,
auf Deinem Weg;
die Tautropfen im kargen Geäst
funkeln und glitzern,
vergänglich schön.


