Fuerteventura - Teil 1
- rbr0303
- 26. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Dez. 2024
Der erste Anflug auf Fuerteventura traf mich unvorbereitet. Die Insel sieht von oben aus wie ein Wüstenplanet. Während der Landung wehte ein heftiger Wind, der das Flugzeug kräftig durchrüttelte. Ich war froh der Enge zu entkommen. Mehr als ausgedorrte Büsche am Straßenrand nahm ich auf der Fahrt zum Hotel nicht wahr, überall erloschene, vom Wind abgetragene Vulkankegel, die Farbe der Landschaft eher grau denn gelb, nicht so wie im Film „Der englische Patient“, in dem der Protagonist am Anfang mit der toten Geliebten im einmotorigen Doppeldecker über die Sahara fliegt.
Nachmittags ist der Himmel meist blau. Morgens verhüllen oft ein feiner Schleier oder auch mal dickere Wolken den Himmel.
Ganz selten regnet es, weil die einst mächtigen Vulkane zu Hügeln verkümmert sind und die Wolken darüber hinwegziehen. Regen fällt als feiner Niesel. Einmal fielen den ganzen Tag über dicke, fette Tropfen auf den ausgetrockneten Boden. In der Nähe wütete ein Tropensturm. Der Fahrradverleiher bemerkte am nächsten Tag, dass es schon zehn Jahre nicht mehr so geschüttet hätte.
Nass wird man in der Regel nur, wenn man ins Meer oder in den Pool steigt. Das Baden ist an vielen Stränden gefährlich. Jedes Jahr ertrinken Menschen oder finden den Tod bei der Ausübung eines Wassersports. Die Insel ist ein Paradies für Surfer, Kiter, Windsurfer oder Kajakenthusiasten wie mich.
Viele suchen das Paradies in einer der vielen Hotelanlagen, die sich auch in Corralejo finden, dort aber nicht so auffallen, abgesehen von den Riu Hotels an den ewig langen Grandes Playas, einer Dünenlandschaft aus Muschelkalk. Im weichen Sand spaziere ich gerne kilometerweit das Ufer entlang, lausche der Brandung, schaue aufs Meer, auf die Schaumkronen, auf die Insel Lobos, gehe baden, schwimme ein paar Züge, wenn es Wind und Wellengang erlauben, das Gewitter im Kopf kommt zur Ruhe. Die vielen Sonnenhungrigen und Meeresliebhaber verlieren sich in der Weite der Küstenlinie. Viele Strandabschnitte sind überwacht, was einem beim Baden ein Gefühl der Sicherheit vermittelt.
Gehen, laufen, mit dem Fahrrad zum Vulkankrater Hondo fahren, dort Erddmännchen beobachten, mit dem Kajak über das offene Meer paddeln, während der warme Wind über die Haut streicht, zum Frühstück Churros neben der Tankstelle essen, dazu einen Kaffee trinken, ein bisschen im Meer schwimmen, lesen, keinem Ziel, keinem Plan folgen, das ist für viele reizlos.
Ich wandere oder laufe gerne vom Stadtteil Bristol in nordwestliche Richtung auf der Piste Richtung Majanicho, so weit es die Lust erlaubt, Autos mit Surfbrettern und Surfern beschwert rasen vorbei und wirbeln Staub auf, ich verlasse die Piste auf einem der Wege, der zum Ufer oder zu einem Aussichtspunkt führt, spaziere über erkaltete, ausgewaschene Lavafelder, balanciere über scharfkantige, schwarze Steine, bewundere die Brandung. Seit Millionen von Jahren schwappt das salzige Wasser gegen Felsen, wird zur Fontaine, wenn es die Felsformation erlaubt. Ich lasse den Blick über Lanzarote schweifen, über den endlosen Ozean, schaue bis zum Horizont, komme meiner Bedeutung für die Entwicklung des Kosmos näher.
Auf den schwarzen Felsen sehe ich rote Krebse, im Meerwasser tummeln sich Fische. Man muss schon genau hinschauen, wenn man Lebewesen in der kargen Wüstenlandschaft entdecken will.
Mein Seele fühlt sich wohl auf Fuerteventura.




