Nobody Cares
- rbr0303
- 25. Nov.
- 4 Min. Lesezeit

Nobody Cares
Nobody cares - na und! Irgendwann findet ein jeder seinen Platz im Universum. Wir zerfallen zu Staub und wenn wir Glück haben, fallen wir schon vorher dem Vergessen anheim. „Wie schnell doch alles verschwindet, in der Welt die Menschen selbst, in der Ewigkeit die Erinnerung an sie. … Das Sterben freilich ist nicht nur ein Werk der Natur, sondern auch nützlich für sie. …“ (Marc Aurel) Doch bevor wir zu Staub zerfallen, stehen wir auf, halten uns auf den Beinen, fallen hin und stehen wieder auf, meist hilft uns jemand dabei. Wenn Dir der Schmerz in den Rücken sticht und nicht loslässt, wenn dir gekündigt wird, du geschieden wirst und nicht weißt, wie du die Raten fürs Haus oder die Miete für die Wohnung bezahlen sollst, dein bisheriges Leben zerbricht, Dämonen dich heimsuchen, du dich alleine in der Welt vorfindest, fällt die Übung schwer. Vorbei ist das Leben erst mit dem Tod. Es ist unwahrscheinlich, dass sich niemand um deinen Leichnam kümmert.
Die meisten richten den Blick auf die anderen, um sich ihres eigenen Wertes zu vergewissern, finden Bestätigung in den Blicken, Worten und Werken der anderen. Kaum eine oder kaum einer ist sich selbst genug. Das ist eine natürliche Regung, denn wir sind soziale Tiere. Einsamkeit ist nicht zu ertragen und eine der größten Geißeln der Moderne. Damit meine ich nicht das selbstgewählte Alleinsein, wie lange es auch immer währt.
Eine Gruppe, die sich nicht für dich interessiert, keinen Wert in deinen Worten oder Taten erkennt - zu deren Wohle oder auch nicht -, solltest du verlassen. Bleib‘ nicht am Rande der Party stehen. Doch bevor du vorschnell gehst, vergiss in der Beurteilung deiner Lage nicht, die Zuwendungen zu schätzen, die dir die Gruppe möglicherweise gewährt und die es wert sein können, ihr Haus als stiller Teilnehmer weiter zu bewohnen. In diesem Fall gilt es, die innere Einstellung anzupassen. Außerdem kannst du den größten Stuss erzählen. Das braucht dir nicht peinlich sein. Keine und keiner wird sich je daran erinnern. Erwarte keine menschliche Wärme, wenn du im Kühlregal abgestellt wirst. Suche die Wärme anderswo und denke an die Freiräume, die sich deinem Denken damit eröffnen. Im Anfang wird es dir schwer fallen, diese zu nutzen. Bedenke, dass du mit diesem Problem im Luxus schwelgst. Deine Person, deine Probleme interessieren niemanden. Deine Lage mag für andere ein Problem sein, doch das ist etwas anderes. Dann interessiert sich jemand für dich. Wärme kann man kaufen, wenn man über die nötigen Mittel verfügt, menschliche Wärme nicht.
Nur wenig wärmt so schön wie die Wertschätzung der oder des anderen, nichts hüllt in molligere Wärme als erwiderte Liebe. Wer das Gefühl nie kennengelernt hat, ist zu bedauern, aber prädestiniert für die große Karriere, Ruhm, Reichtum und die grenzenlose Befriedigung der Lust. Doch auch das interessiert niemanden nachhaltig. Niemand interessiert sich für den Menschen hinter dem Ruhm, dem Reichtum, der Lust. Die Masse bewundert die Erscheinung des Stars, das was sie oder er verkörpert.
„Tod, Verbannung und alles andere, was furchtbar erscheint, halte dir täglich vor Augen, vor allem aber den Tod, und du wirst niemals schäbige Gedanken haben oder etwas maßlos begehren.“ (Epiktet)
Niemand interessiert sich dafür, wer wir wirklich sind. Niemand interessiert sich für uns. Das mögen wir manchmal, oft oder immer so fühlen, ist aber kein Grund wie im Teenageralter zu weinen. Darum sollten wir uns nicht kümmern. „Wir gebieten über unser Begreifen, unsern Antrieb zum Handeln, unser Begehren und Meiden, und mit einem Wort, über alles, was von uns ausgeht; nicht gebieten wir… über unser Ansehen, unsere Machtstellung, …, “ (Epiktet) Ob sich jemand für uns interessiert, steht nicht in unserer Macht. Wenn jemand aus den aus unserer Sicht falschen Motiven von uns, unserem Tun und Lassen angetan ist oder wir die Person nicht mögen und sie uns trotzdem nachstellt, belastet uns das eher bzw. sehr; Interesse der anderen schmeichelt unserem Selbstwertgefühl, manchmal raubt es uns den Bewegungsspielraum, die Luft zum Atmen, den Verstand. Auch wenn wir uns für andere interessieren und kümmern und das damit einhergehende wohlige Gefühl genießen, sollten wir deren Begreifen, deren Antrieb zum Handeln, deren Begehren und Meiden respektieren, denn darüber gebietet die oder der andere.
Allein dadurch, dass wir leben, verändern wir der Welten Lauf; dein Leib, deine Worte und Taten sind Teil sozialer Gefüge, du nicht. Niemand interessiert sich langfristig dafür, was du sagst, schreibst oder tust. „Was bleibet aber, stiften die Dichter.“ (Hölderlin) Es bleiben die Taten, die Worte, vielleicht, nicht die Dichter, mag deren Aura auch noch Jahrhunderte nach ihrem Tode wirken. Auch in dir äußert sich der Wille zur Macht.
Wie verändert das institutionalisierte Helfen, das einklagbare Interesse der Anderen, die Empfindung, dass sich jemand für mich interessiert? Wenn es selbstverständlich wird, fühle ich mich dann wieder allein? Fühle ich als Teil der Anderen das wohlige Behagen, dass ich jemanden unterstütze, mich kümmere? Weder über das eine, noch über das andere, denke ich nach; nur darüber, wieviel ich zu bekommen und zu geben habe; löst sich so das Interesse am Anderen und Kümmern um Andere in der sozialen Verhandlungsmasse auf?
Wer in einen liebevollen Familien- und/oder Freundeskreis eingebettet ist, fühlt sich selten allein auf der Welt. Friktion kann diese Wärme nicht ersetzen. Friktion erzeugt Hitze, die schnell wieder abkühlt.
Familienangehörige, Freunde, Bekannte, Influencer, Promis, Politiker, Organisationen, Pear Groups, unsere Blasen, usw. sagen uns, wie wir denken, was wir tun, wie wir uns verhalten, was wir anziehen sollten. Das hören oder schauen wir uns an und entscheiden nach reiflicher Überlegung, ob wir uns danach richten. Oft liegen sie falsch. Dann sollten wir uns nicht darum kümmern. Das wissen wir; und doch denken wir selten über das Gehörte und Gesehene nach, folgen blind, insbesondere, wenn es in unser Weltbild passt. Das mag im ersten Moment effizient erscheinen, auf lange Sicht verlieren wir uns im falschen Leben.


